Warum wir im Zeitalter der Hypermedialität unseren Mediensinn verändern sollten
13. Januar 2021
Nachfolgend mit freundlicher Genehmigung ein Text von Matthias Horx, den ich sehr schätze (www.horx.com und www.zukunftsinstitut.de).
In meiner Jahresanfangs-Kolumne möchte ich mit Ihnen ein Wahrnehmungs-Experiment wagen.
Es geht um die Frage:
Kann die Welt überhaupt besser werden?
Oder ist die Zukunft längst verloren?
Medien sind, das meint der ursprüngliche Name – VERMITTLER. Sie verbinden uns mit den Kontexten der Welt, sie erzeugen eine Kommunikation, in der wir uns als Kultur, als Gesellschaft, über uns selbst verständigen. Man nennt das auch »Öffentlichkeit«. Das Mediale hält also die Gesellschaft zusammen, es konstruiert sie.
In der ungeheuren Verdichtung und Beschleunigung des Medialen, wie es in den letzten 20 Jahren geschah – vor allem durch das Internet – geht diese Vermittlungsfunktion zunehmend verloren: Das Medienspektrum verschiebt sich in Richtung einer rasenden Echtzeit-Erregung, in der es nur noch um Aufmerksamkeit geht. Dabei entsteht eine neue Kulturform: »Hypermedialität«.
Hypermedialität meint, dass das mediale System die Wirklichkeit radikal überformt. Die Phänomene aus dem medialen Raum SCHAFFEN die Wirklichkeit (statt sie abzubilden und einzuordnen). Die Wahrnehmung des Ganzen zerbricht in atomisierte Welten, in denen Wahn, Ängste überhandnehmen. Das Bösartige, das Zerstörerische und Negative bekommt in dieser Medienform eine besondere Attraktion.
Das liegt weniger daran, dass »der Mensch« böse ist und die Bösartigen in der Mehrheit. Es liegt an einer Wahrnehmungsverzerrung, die durch eine bestimmte digitale Architektur entsteht. Jaron Lanier, der Computerpionier, der den »Cyberspace« erfand, hat zu Recht darauf hingewiesen, dass das Geschäftsmodell der großen Internet-Plattformen darin besteht, möglichst viel Werbung zu verkaufen. Damit wird DER KLICK das entscheidende Asset. Um möglichst viele Klicks zu erzeugen, wird das, was am meisten Aufmerksamkeit erzeugt, ständig nach oben gerankt – und verstärkt sich unaufhörlich selbst. Das Schrille, das Angstmachende, das Bizarre, das Obszöne und das NEGATIVE gewinnt so ständig die Überhand. Weil Menschen Neugierwesen sind, weil unser Hirn auf eine bestimmte Reiz-Struktur eingestellt ist, hängen wir an diesem Angelhaken, diesem »Clickbaiting« der Erregungs- und Aufmerksamkeitsstürme.
Daraus ergibt sich eine zerstörende Dynamik, die ganze Gesellschaften – siehe Trump – aus den Angeln heben kann. Es entsteht zudem eine Selbst-Selektion der Akteure im Netz: Narzissmus, Hass und Irrsinn sind immer »Top Seller«.
Zwar versuchen die »Sozialen Medien« heute, die allzu negativen Effekte- auf äußeren Druck hin – etwas einzudämmen. Aber wie heißt es so schön? Es gibt kein richtiges Leben im falschen Kontext. Medien werden immer mehr zu PARASITEN unseres Aufmerksamkeitssystems. Und das gilt auch für die »alten«, die eher analogen Medien.
Wie viele grausame und skurrile Tatorts, Mörderplots, Killings, Schreckenskrimis wollen wir noch in unser Hirn einfüllen? Szenarien, in denen immer nur das Schreckliche, Dysfunktionale, im Zwischenmenschlichen gezeigt wird?
Haben Sie am Ende des letzten Jahres einmal darüber nachgedacht, wie all das auf ihr Hirn, ihr Leben, ihr Sozialverhalten – ihr ZUKUNFTSBILD einwirkt?
Ich möchte Ihnen nun 35 Meldungen aus dem Jahr 2020 präsentieren, die die Welt von einer anderen Seite zeigen:
- Afrika deklarierte sich in diesem Jahr als vollkommen frei von Polio, einer Krankheit, die noch vor 25 Jahren mehr als 75.000 Kinder jährlich paralysierte. bbc.com
Die WHO meldete den geringsten Level der Malaria-Fälle aller Zeiten, ein Rückgang von 60 Prozent in zwei Dekaden. Zwischen 2000 und 2019 wurden 1,5 Milliarden Erkrankungen und 7.6 Millionen Tote vermieden. www.who.int
- Es gab einen massiven Durchbruch im Kampf gegen AIDS. Ein neues Antiviral-Medikament, das sechsmal im Jahr injiziert wird, erweist sich 89 Prozent effektiver als die bisherigen Medikamente, die als tägliche Pille verabreicht werden. nytimes.com
Die Zahl der AIDS-Opfer fällt weiter. Mehr als zwei Drittel aller Aids-Kranken weltweit werden inzwischen antiviral versorgt.
www.unaids.org
- Mehr als eine Million Menschen in Großbritannien gaben das Rauchen in der Corona-Epidemie auf. Das waren mehr als doppelt so viele wie in jedem anderen Jahr. bbc.com4.
4. Eine neue Studie der Yale-Universität fand heraus, dass die Masse des elektronischen Mülls, die Amerikaner produzieren, schon seit 2015 zurückgeht. Der größte Beitrag hängt mit dem Verschwinden der großen Vakuum-Röhren-Bildschirme bei TV und Computermonitoren zusammen. Die absolute Zahl der elektronischen Geräte im Müll verringert sich auch, weil große Geräte-Innovationen ausbleiben, Konsumenten länger ihre Gadgets nutzen und Konvergenz-Effekte einsetzen: Das Smartphone ersetzt inzwischen weitgehend Fotoapparate. yale.edu
5. 2012 prognostizierte Angela Merkel, dass im Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein sollte. Dies wurde oft hämisch als Beweis genommen, dass es mit der Elektromobilität eben »nichts werden« kann. In der letzten Zählung im Dezember 2020 waren 600.000 elektrisch angetriebene Autos auf Deutschlands Straßen registriert (allerdings mit Hybriden). Im nächsten Jahr wird sich die Zahl mehr als verdoppeln. 2022 ebenfalls. Mitte des Jahrzehnts werden knapp die Hälfte aller Neuwagen hybrid oder vollelektrisch sein. Könnte es mit anderen »grünen Prognosen« auch so gehen? Sie kommen zwar mit einer gewissen Verzögerung, aber dann mit Macht.
6. Vier Jahre, nachdem Chile die ersten Maßnahmen zur Bekämpfung von Fettleibigkeit vornahm (ein in diesem Land besonders starkes Problem) ist der Konsum gesüßter Getränke um 25 Prozent gefallen, Wasser und Fruchtsäfte nahmen 5 Prozent zu. nytimes.com
7. Wie oft haben wir schon gehört, dass die Verlängerung der Lebensspanne »immer mehr Alzheimer« unvermeidlich macht? Es ist aber nicht wahr. Neue Untersuchungen in diesem Jahr zeigten, dass das Risiko einer Person in den USA und Europa, Demenz zu entwickeln, heute 13 Prozent GERINGER ist als 2020 (Alzheimer minus 16 Prozent). Die Ursachen liegen bei weniger Rauchen, besserer kardiovaskulärer Fitness und besserer Bildung. nytimes.com
8. Das britische Eiland »Tristan da Cunha« rief den größten Meeres-Naturschutzbereich des Atlantik bzw. viertgrößten der Welt aus: 687,000 km² sind nun eine für alle Fischerei- und Rohstoff-Aktivitäten verbotene Zone. nationalgeographic.com
Belize vergrößerte sein Naturschutzgebiet Sapodilla Cayes auf 1.300 km², inklusive des Cayman Crown, eines der am besten präservierten Riffe der Welt. www.edf.org
Im Oktober verkündeten die Seychellen 410.000 km² Ozean-Schutzgebiet, grösser als Deutschland, und Samoa kündigte eine 36.000 km² Schutzzone für 2025 an. www.bbc.com
Die effektivste Umweltschutzgruppe der Welt, »Pristine Seas«, hat in der letzten Dekade 23 Meeresschutzgebiete initiiert, zusammen fünf Millionen Quadratkilometer. Die Fläche ALLER Naturschutzgebiete der Erde stieg auf fast 12 Prozent und wird sich in den nächsten Jahrzehnten womöglich verdoppeln – eine riesige Bioreserve für die Zukunft der Menschheit.
www.nationalgeographic.com
- Im November haben 14 Länder, verantwortlich für 40 Prozent der Welt-Küstenlinien, ein Abkommen gegen die Überfischung verabschiedet – mit dem Ziel, Fischbestände zu erhalten und die Plastikströme einzudämmen. Im Jahr 2025 wird ein Areal von der Größe Afrikas nachhaltig befischt sein.
Im Dezember veröffentlichte die FAO eine Studie, nach der die Fischbestände im Mittelmeer und im Schwarzen Meer sich stark verbessert haben. www.fao.org
- Im Jahr 2000 war Staten Island vor den Toren New Yorks die größte Müllkippe der Welt, grösser als der Central Park, 20 Stockwerke hoch. Heute ist es eine grüne Oase und eine der spektakulärsten Öko-Restaurationen der Geschichte. nytimes.com
11. Neue Satellitendaten zeigen, dass Wälder in Großbritannien jetzt wieder das Ausmaß des Mittelalters – über 3 Millionen Hektar – erreicht haben – Resultate starker Wiederaufforstungen. Und es geht weiter: Die Fläche kann leicht verdoppelt werden, ohne Farmland oder Moore zu beeinträchtigen. thetimes.co.uk
12. In China, Vietnam und anderen Ländern hat sich die Praxis von Kleintierverzehr durch Corona radikal verändert. 90 Prozent der asiatischen Bevölkerung ist für strikte Verbote des Verkaufs wildlebender Tiere. China hat auch Hunde von der Liste essbarer Tiere gestrichen und radikale Verbote für »Wilde Märkte« erlassen, die drakonische Strafen vorsehen. Überall geht die Polizei streng gegen Verstöße vor.
13. Die globale Fleischproduktion fiel 2020 um 1 Prozent, seit einigen Jahren schon geht in vielen Ländern, auch den USA, Fleischkonsum zurück. Es könnte sein, dass wir bereits »Peak Meat« erreicht haben – Konsumstudien zeigen, dass in fast allen Ländern immer mehr Aversion gegen Fleisch entsteht. bloomberg.com
14. Kenya verkündete, dass seine Elefanten-Population sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt hat – von 16.000 auf 34.000. Wilderei wurde deutlich reduziert, Löwen vermehrten sich seit 2010 um 25 Prozent. dw.com
“Denn das Bessere ist möglich. Auch wenn Veränderungen schwierig und nicht ohne Rückschläge sind.“
15. Blauwale kehren zurück an die Küsten von Südgeorgien im südlichen Altantik. Sichtungen des British Antarctic Survey im Jahr 2020 zählten 58 Sichtungen, ein Hinweis, dass sich die Population der fast ausgestorbenen »Großen Blauen« erholt. ISLAND verzichtet im zweiten Jahr völlig auf den Walfang – aus Mangel an Nachfrage wird der Fang wahrscheinlich völlig eingestellt. nationalgeographic.com
Die archaischen Grönland-Wale (buckelig!) erreichen heute Vor-Walfang-Zahlen vor der amerikanischen Küste – man schätzt etwa 16.800 Exemplare. „Einer der großen Konservierungs-Erfolge des letzten Jahrhunderts.” www.theguardian.com
16. Ein Report des Global Peace Index zeigt, dass seit 2007 die Mehrheit der Länder der Welt – 113 Länder – ihre Armeen reduziert haben. 100 Länder haben die Militärausgaben und die Waffenimporte reduziert – auf die geringsten Level seit 2009
17. Der Global Terrorism Index 2020 stellte fest, dass die Anzahl der Terroropfer weltweit im fünften Jahr in Folge fällt – in 130 Ländern hat sich die Terrorismus-Lage definitiv entspannt. visionofhumanity.org
Kazakhstan trat einem internationalen Protokoll zum Verbot der Todesstrafe bei, die 88 Nation, die die Todesstrafe abschafft – mehrere andere Länder werden in den nächsten Jahren folgen.
www.astanatimes.com
18. Saudi-Arabien und Palästina verboten Kinderhochzeiten im Jahr 2020. Iran erließ ein Gesetz gegen Kindesmissbrauch und Kindesvernachlässigung. Die Arabischen Emirate verabschiedeten sich 2020 von den meisten Scharia-Gesetzen, etwa der Peitschenstrafe, oder gingen in Gesetzesinitiativen. Sudan beendete offiziell 30 Jahre islamischer Gesetze und verbot unter anderem die Beschneidung, ein großer Erfolg für die Frauenrechte. nytimes.com
19. In der Verrücktheit der US-Wahl ging eine Zahl weitgehend unter: Zum ersten Mal seit dreißig Jahren stieg die Anzahl der Amerikaner, die FÜR mehr Immigration sind. cato.org
20. In Gabun stimmte die Bevölkerung für die Dekriminalisierung von Homosexualität. Die First Lady Gabuns, Sylvia Bongo Ondimba sprach von einer Wiederherstellung von fundamentalen Menschenrechten. trust.org
Im Oktober paradierten mehr als 130.000 Menschen in Taiwan’s Hautstadt Taipeh auf der LGBTQI+ Pride Parade, einen Tag nachdem Homosexuelle Hochzeitsrechte erhielten – mit einer Massenhochzeit, die vom Militär geschützt wurde. www.sbs.com.au
Im December legalisierte Bhutan als zweites asiatisches Land Same-Sex-Hochzeiten. news.trust.org
21. Demokratien, die von Frauen geführt wurden, kamen deutlich besser durch die Corona-Krise. Von links: Taiwans Präsidentin, Tsai Ing-wen; Neuseelands Premierminister Jacinda Ardern; Angela Merkel; Dänemarks Mette Frederiksen; Sanna Marin, finnische Ministerpräsidentin.
22. Nicht nur autoritäre Regimes waren erfolgreich gegen Corona. 10 der besten Verläufe kamen aus demokratischen Ländern. Norwegen, Thailand, Finnland, Australien etc. bloomberg.com
23. Chinas Geburtenrate fiel auf den niedrigsten Level seit 1949, obwohl Die »Ein-Kind-Politik« längst gelockert ist – sie liegt deutlich unter der europäischen von 1,7 Kindern pro gebärfähiger Frau. Die WELTGEBURTENRATE ist von 4,3 im Jahr 1950 auf 2,4 gefallen, in etwa 15-20 Jahren rechnet man mit einem Ausgleich von Geburten- und Sterberate, so dass die Weltbevölkerung ab 2060 wieder fallen dürfte. bbc.com
24. Hat sich die globale Ungleichheit in den letzten zwei Dekaden verbessert oder verschlechtert? Neue Erkenntnisse zeigen, dass der globale Gini-Koeffizient von 2000 bis 2020 um 15 Punkte gefallen ist. In Asien, Südamerika oder Afrika wächst die Wirtschaft auch in Krisen, und die Corona-Krise könnte sogar einen verstärkenden Effekt für die Aufholbewegungen der Schwellenländer bringen – auch wenn es derzeit in sehr armen Ländern zu teilweisen Versorgungsengpässen kommt. Der Social Progress Index 2020 zeigt, dass die Welt in 8 von 12 Belangen sozialen Fortschrittes im letzten Jahrzehnt Verbesserungen verzeichnete, 95 Prozent verbesserten sich einen Punkt oder mehr, nur 2 Prozent fielen zurück.
25. Die UNESCO gibt bekannt, dass seit 1995 der Anteil der Mädchen, die primäre und sekundäre Erziehung genießen, von 73 auf 89 Prozent weltweit gestiegen ist. Das sind 180 Millionen Mädchen mehr im Schulsystem und dreimal so viel junge Frauen an Universitäten. unesco.org
26. Die Anzahl der Menschen ohne Zugang zu Elektrizität fiel von 860 auf 770 Millionen, besonders in Afrika ging es voran: von 9 Millionen Elektrizitätsanschlüssen im Jahr 2013 auf 20 Millionen 2019. iea.org
27. Die »Imprisonment-Rate« der USA erreicht den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Dekaden. Am meisten bei schwarzen Amerikanern (minus 35 Prozent). Langsam entwickelt sich auch in den USA eine Kultur der Rehabilitation statt der Überfüllung der Gefängnisse.
28. Eine neue Studie zeigt, dass die Luftqualität in Europa sich dramatisch verbessert hat – etwa 60.000 Menschen weniger starben frühzeitig durch Feinstaub und andere Luftbelastungen (2009-2018).
eea.europa.eu
29. 2020 hat die Menschheit zurück auf den Klimapfad gebracht. CO2-Emissionen fielen um 2,4 Tonnen. 7 Prozent. Am meisten in den USA (-12) Europa (-11) und Indien (-9). Diese Reduzierung basierte auf menschlichem Leid durch Corona, aber sie hat mehr Konsequenzen als nur ein kurzer »Dip«. Wind, Solar und Wasser bildeten gleichzeitig 90 Prozent der neu ans Netz gehenden Erzeuger, während selbst in einem Land wie Trump-USA 2020 zahlreiche Kohlekraftwerke stillgelegt wurden – vor allem aus Kostengründen. Onshore-Windenergie kostet weltweit heute rund 26 Dollar pro Megawattstunde, Solar 29 Dollar, viel billiger als Gas oder gar Atom. lazard.com
30. 2020 hat eine massive Beschleunigung von Klima-Verpflichtungen mit sich gebracht. Viele Länder haben sich konsequent an 2050 als Null-Carbon-Ziel ausgerichtet: Süd-Korea, Japan, Argentinien, Finnland, Österreich, Schweden. China verpflichtete sich bis 2060. Großbritannien plant 68 Prozent Reduktion bereits bis 2030 (und ist dabei auf einem guten Pfad). Die EU einigte sich im selben Zeitraum auf 55 Prozent. 42 Prozent aller Länder der Erde haben sich klare Pfade gesetzt. globalcitizen.org
31. Die Anzahl der richtig großen Global-Unternehmen, die sich eigenständig zur Reduzierung ihres Umwelt-Impacts verpflichteten, steigerte sich um 46 Prozent in den letzten 12 Monaten. Der größte Zementhersteller LafargeHolcim will ab 2025 nur noch CO2-freie Baustoffe ausliefern. Der Computergigant Apple will in seiner gesamten Wertschöpfungs-Kette schon 2030 neutral werden, und Walmart, der größte Handelskonzern der Welt, zielt auf 2040. Kalifornien wird den Verkauf von Verbrennungsmotoren bereits 2035 verbieten, und einige andere Länder stehen kurz vor ähnlichen Beschlüssen.
32. BP, einer der größten Ölkonzerne, deklarierte »PEAK OIL« und will sich schrittweise von Fossilenergien verabschieden – die Firma geht von einem Rückgang von 50 Prozent über die nächsten 20 Jahre aus. Die größte erneuerbare-Energie-Firma NextEra überschritt die Marktkapitalisierung von Exxon im Oktober 2020 zu ersten Mal.
33. Zum ersten Mal wurden mehr Kohle-Kraftwerke stillgelegt als neue gebaut. Schweden und Österreich werden demnächst ganz aussteigen, Indien wird in den nächsten Jahren mit Kohleimporten aufhören, Pakistan und die Philippinen werden keine neuen Kraftwerke mehr genehmigen und Bangladesch legte Kraftwerke mit 28 Gigawatt still. Die USA, ausgerechnet unter Trump, legten 2020 145 Kohlekraftwerke still. 138 relevante globale Banken, Versicherungen und Renten-Fonds haben ihren Ausstieg aus allen Kohle-Investitionen verkündet, 46 davon im Jahr 2020 (eine Steigerung von 50 Prozent).org/finance-exiting-coal www.nytimes.com
34. Klimaaktivisten und indigene Gruppen gewannen einige entscheidende Konflikte: Die kanadische Firma Teck Resources zog ihre Operationen in Ölsand-Abbau zurück. Im Juni 2020 wurden die Atlantic Coast Pipeline und die Keystone XL Pipeline nach Protesten stillgelegt. sierraclub.org
35. Wasserstoff, das verbreitetste Element des Universums, hatte 2020 ein großes Jahr. Die geplanten Projekte für Wasserstoff wuchsen von 3,5 auf 15 Gigawatt und Dutzende von Ländern deklarierten kräftige Investionsprogramme in Wasserstoff. woodmac.com
Wie fühlen Sie sich jetzt
nach der Lektüre?
Natürlich kann man jetzt jede einzelne Meldung in der üblichen negativen Weise zerpflücken. „Das ist nicht genug, geschönte Zahlen – was soll das schon bringen.”
Aber wann wäre es denn genug?
Kann es jemals genug sein?
Die Meldungen zeigen auf eine sehr einfache Weise, dass es auch eine ganz andere Wirklichkeit gibt als unsere Erregungs-, Angst- und Scheindebatten-Welt. In einer Wahrnehmung, in der auch die Fortschritte und Heilungen auf unserem Planeren vorkommen, könnte sich unsere Welt-Haltung ändern. Wir könnten unsere Zukunftsangst verlieren. Wir könnten uns entscheiden. Uns engagieren, denn Engagement macht Sinn. Wir können uns verantwortlich erklären im Sinne von Eintreten für das Bessere.
Denn das Bessere ist möglich. Auch wenn Veränderungen schwierig und nicht ohne Rückschläge sind.
Wie sagte Carl Zuckmayer: „Die Welt mag nicht gut sein. Aber sie kann besser werden!”
Es ist an der Zeit, das Gefängnis der Hypermedialität zu verlassen. Wäre das nicht ein schöner Plan für 2021: den ganzen Aufregungs-Müll hinter uns zu lassen – und uns auf eine Realität einzulassen, in der realer Wandel stattfindet? Die nie immer »gut«, aber immer auch differenziert, spannend und zukünftig ist?
Im anderen Worten:
In VERBINDUNG mit der wahren Zukunft zu treten?
Gedanken tanken
Kennen Sie den Begriff "Selfness"?
Wellnessen Sie noch oder Selfnessen Sie schon? Interessiert an der Kunst sich selbst zu führen?
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